im web ist gerade wieder eine blogparade im umlauf. im grunde nichts
neues, würde es sich in dieser blogparade nicht um die blogger selbst drehen. „Blogger
Relations“ ist das thema und es wird schon fleissig über sich selbst berichtet.
aufmerksam geworden auf diese blogparade bin ich über einen link, der
auf facebook mehrmals gepostet wurde: „Blogger Relations: eine Abrechnung aus Unternehmersicht“, in dem die sprecherin von audi über ihre erfahrungen mit
bloggern berichtet. grundsätzlich ganz wunderbar, jedoch leider wieder ein
funkensprühendes paradebeispiel aus dem eck der finanziell stärkeren. nein,
damit meine ich nicht, dass alle gut bestückten (finanziell und personell)
unternehmen auch gute whatever relations machen. dass das nicht so ist, wissen
wir. was ich meine ist, dass das web und die konferenzen schon voll genug sind
von solchen best practise beispielen.
wo bleiben die berichte von denjenigen, die sich ganz ohne budget, aus
purer überschwänglicher motivation, an so etwas heranwagen? die obwohl sie intern belächelt werden, eine kooperationsmöglichkeit aus dem boden
stampfen? die sich mit ellbogen gegen journalistenbevorzugung in der pr-abteilung
wehren und im marketingmeeting aufstehen, wenn auf die blogger wieder vergessen
wird? die den mut aufbringen, bloggern ihre nicht ganz so alltäglichen produkte
anzubieten und sich schließlich eine flasche sekt aufmachen, weil sich der
erste mutige blogger zurückgemeldet hat? das sind berichte, die ich gerne lesen
würde. das sind stories, die mich bewegen. das sind blogger relations mit
emotion.
wenn ich mir aber die aktuelle berichterstattung zu blogger relations
so ansehe, dann sind wir unternehmen auf der zielgeraden aus den bloggern
journalisten zu machen. und wir blogger auf dem weg zum kommerzialisierten
schreiben. ich verurteile das nicht grundsätzlich. manche blogger verlangen
danach. ausserdem kommt es den unternehmen zugute und ich als jemand, der
blogger relations für unternehmen gemacht hat und macht, sollte sich
zurücklehnen und dankend annehmen. aber das widerstrebt mir. war ich doch von
anfang an ein begeisterter mitspieler in diesem aufregenden spiel um freiheit,
individualität und ehrlichkeit. freiheit bei den bloggern, individualität bei
den relations und ehrlichkeit bei den unternehmen. doch dafür benötigt es
vor allem eins: mut.
somit plädiere ich für mehr mutige blogger relations. mut im
unternehmen, sich auf die blogger einzulassen und deren beurteilung zu stellen,
wie auch immer sie ausfällt. mut beim blogger, sich einem thema zu stellen, das
vielleicht nicht leicht zu beurteilen ist. mut in der führungsebene, dem
verantwortlichen zu vertrauen, auch, wenn man vorab keine garantie für nichts bekommt.
mut in der bloggerszene, es nicht persönlich zu nehmen, wenn man ein angebot
bekommt, das einem nicht zusagt, sondern dankend abzulehnen. denn wie in jeder
beziehung gibt es nicht nur positive emotionen, sondern auch enttäuschung, wut,
trauer. man wird vielleicht verletzt, fühlt sich ausgenutzt und betrogen. aber man
hat auch die chance auf annerkennung, vertrauen und freundschaft. dann wird der
mut belohnt, dann kann man daraus wachsen und lernen. dann wird aus ein
bisschen mut, etwas ganz großartiges.
***
anmerkung: den aufruf zu dieser blogparade startete mike schnoor. mehr
dazu unter http://mikeschnoor.com/2013/10/23/aufruf-zur-blogparade-blogger-relations/
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